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Fahrbericht Lexus GS 450h: Clubraum für die Deutschlandreise

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Lexus GS 450h Luxury Line 2013 Schwarz: Teaser

Aussendesign im Tarnmodus, Innen die Lounge

Da steht er also vor mir. Das Lexus-Schiff in der gehobenen Mittelklasse. Hm, von außen ziemlich unspektakulär, ja schon bieder. Die Front setzt an und “will”, aber der Rest des Autos mag partout nicht folgen. Ziemlich früh steht mein Entschluss fest, dass ich von außen nicht viele Fotos vom GS brauchen werde. Die suche nach kleinen pfiffigen Designlösungen an der Außenhaut ist beim Fotoshooting dann tatsächlich schon nach fünf Minuten um. Was ihm Außen fehlt, macht der GS 450h jedoch im Innenraum mehr als wett. Leder, edles Holz, hell, viel Platz. Clubraumatmosphäre!

Lexus GS 450h Luxury Line 2013 Schwarz: Aussen, Front angeschnitten, Bi-LED Scheinwerfer

Und auf dem Armaturenbrett thront ein riesiges Display im Breitbildformat (12,3 Zoll). Wow – alle Displays, die ich danach in anderen Fahrzeugen gesehen habe, verblassen dagegen wie das Display eines Nokia 9210, wenn man vorher wochenlang ein Galaxy S benutzt hat. Ob das grafische Design der Infotainment-Screens den europäischen Geschmack trifft, mag ich mal anzweifeln. Ich als Designer sehe lieber nicht zu lange auf die schrecklichen blauen Grafiken im “Candy-Design”. Die grundlegende Idee hinter dem Display finde ich jedoch pfiffig: durch die extreme breite lassen sich zwei unterschiedliche Informationen nebeneinander einblenden. So kann man beispielsweise die Navigation anzeigen  lassen und gleichzeitig im rechten Bereich die gerade laufende Musik oder etwa die Klimaregelung. Der zur Steuerung verwendete Mausersatz, der durch Force Feedback das “Festsaugen” an klickbaren Flächen simuliert, hat mich begeistert. Steuern der diversen Funktionen eines Infotainment-Systems ohne dabei groß vom Verkehr abgelenkt zu werden ist scheinbar doch machbar. Bravo Lexus!

Lexus GS 450h Luxury Line 2013 Schwarz: Aussen, Heckleuchten, Heck Lexus GS 450h Luxury Line 2013 Schwarz: Aussen, hinteres Drittel, Heck, Ansicht linke Seite

Plan & Umsetzung

Da wäre aber noch etwas, was den Lexus auszeichnet: er ist ein Hybrid. Benziner und Elektro zugleich. Damit ist er insgesamt sparsam unterwegs (so man denn die Finger vom Sport und Sport+ Modus lässt waren bei mir 6 Liter möglich) und hat mich davon überzeugt, dass es nicht verwerflich ist, 180km zu fahren um 9km durch die Natur zu wandern. Genau das haben wir folglich getan.

Der Plan sah also so aus: knapp über eine Stunde den Innenraum genießen, dann 5 Stunden (9km zu Fuß mit Kind!) Wandern und danach nochmal den Innenraum für eine Stunde genießen. Früh morgens machten wir uns auf den Weg von Köln nach Mülheim-Kärlich. Dort gibt es eine prämierte Wanderstrecke durch Obstgärten, die wir davor auch schonmal gewandert waren. Kindersitz hinten per Isofix montieren, Getränke und Mixtape einpacken, dann noch den Buggy hinten rein (die Rücksitze sind aufgrund des Hybridantriebs nicht umklappbar, der Buggy passt trotzdem locker) und los geht’s. Der Lexus bringt mich als Fahrer übrigens in den Chaffeurmodus, ich habe dann immer den Drang anderen die Autotüren aufzuhalten und während der Fahrt nach den Wohlbefinden zu fragen. Kommt bei Frauen natürlich gut an :-)

Lexus GS 450h Luxury Line 2013 Schwarz: Innen, Vordere Plätze, Armaturenbrett, Cockpit, Dashboard

Unsere Route besteht zu 95% aus Autobahn. Der potente Antritt des Lexus (der irgendwie von allen BMWs, Audis und Mercedes unterschätzt wird) ermöglicht ein äußerst gelassenes Fahren. Beschleunigung wie am Gummiband bekommt man durch das CVT-Getriebe, das ich in diesem Fall nur akzeptiere weil man sowieso nix vom Motor hört. Mein Vater hat trotzdem genörgelt. “Klingt ja wie mein BMW E39 mit seiner schleifenden Kupplung. Außer dass es hier ordentlich vorwärts geht”. Ich glaube CVT hasst man oder liebt es.

So verbinden wir also das nützliche mit dem angenehmen – oder wie war das nochmal – und testen den GS gemeinsam auf seine Tauglichkeit als Zubringerfahrzeug zum Wandern, und zwar genau in seinem Metier: Der Autobahn.

Lexus GS 450h Luxury Line 2013 Schwarz: Innen, Analoguhr Armaturenbrett Mitte

Feature-Checkliste

Gehen wir die Auffälligkeiten in der Reihenfolge durch, in der Sie auf den Fahrer einwirken.

Die Navigation ist schnell eingestellt, die Dame spricht wirklich phantastisches, flüssiges Deutsch und gibt perfekte Anweisungen. Nicht dieses sonst so auffällig aus Wortbruchteilen zusammengesetzte Deutsch mit seltsamer Betonung. Ich würde sie gerne auf einen Kaffee einladen und ich glaube Melegim merkt das. Sie sieht mich jedenfalls immer Vorwurfsvoll an, wenn die Dame mal wieder “nehmen sie die dritte Ausfahrt” sagt.

Die Mark Levinson-Anlage trumpft voll auf und holt das Beste aus Cognition von “Soen” heraus. Sie ist top-notch, die vergleichbaren Anlagen lassen sich an einer Hand abzählen. Am Multifunktionslenkrad stelle ich die Musik ungern lauter. Nicht etwa weil die Tasten schlecht sind, sondern weil auf der Mittelkonsole der Lautstärkeregler in bester HiFi-Manier aus dem vollen gedreht ist. Mit solchen kleinen Details kann mich ein Hersteller ja vollends für sich gewinnen. Wenn anschließend Melegim die Mittelarmlehne im Fond runterklappt (natürlich ist sie auch mal hinten gesessen) und sich in dieser neben einem gekühlten Ablagefach auch noch eine Fernbedienung für so ziemlich alle Funktionen des Autos findet, kriege ich schon große Augen. Musiktitel wechseln, Klima hinten steuern, Jalousie hinten rauf- und runterfahren und und und. So schnell wird einem hinten nicht langweilig.

Lexus GS 450h Luxury Line 2013 Schwarz: Innen, Laustärkeregler Mark Levinson Anlage mit 12 Lautsprechern Lexus GS 450h Luxury Line 2013 Schwarz: Innen, Mitteltunnel Schaltknauf Automatik CVT, Fahrmodusschalter, Maus

Aber gehen wir auf die Technik ein, die dem Fahrer beim Pilotieren hilft. Erstmal war es etwas schwierig für mich, weil alle Funktionen deaktiviert waren und ich mich erstmal auf die Suche nach den Tasten machen musste. PDC-Taste befindet sich unter der Mittelarmlehne vorne – man muss sie ein Stück nach hinten fahren um die Taste zu sehen. Toter Winkel Assistent lässt sich links unterhalb des Lenkrads aktivieren. Automatische Handbremse (im Stillstand) und automatische Handbremse beim stehenbleiben während der Fahrt (Hold-Funktion) lassen sich rechts unterhalb des Lenkrads aktivieren. Es gibt mehrere Tasten mit der Beschriftung Display. Eine steuert die Anzeige im Bordcomputer, eine steuert die Anzeige im HUD und eine  (gut, die heisst ODO und nicht Display) steuert die Anzeige im unteren Teil des Bordcomputers. Etwas verwirrend und mit ein wenig Eingewöhnung verbunden. Und wo wir schon das HUD genannt haben: Ja, beim Lexus werden einige Informationen im direkten Blickfeld des Fahrers an die Scheibe projeziert. Einfarbig in weiss. Für die Sitze gibt es so viele Einstellungsmöglichkeiten, dass sich keiner damit beschäftigen wollte, den ich einsteigen ließ und wenn man dann irgendwann nach einer Stunde alle Knöpfe durchprobiert hat, dann kann man sich einfach am schönen matten Edelholz und den schwarzen Flächen in Hochglanz ergötzen.

Ein paar Dinge sind aber auch ganz klassisch und sofort verständlich: Die stufenlose Automatik, die per Schaltwippen am Lenkrad durch “Pseudoschaltstufen” gejagt werden kann, wird über einen altbewährten Automatikschaltknauf (mit “Zick-Zack”-Kulisse yey) bedient und über einen großen Drehregler lässt sich das Fahrerlebnis modifizieren. Eco ist nach links drehen, Normal ist Drehregler nach unten drücken, Sport ist nach rechts drehen und Sport+ ist nochmal nach rechts drehen. Zusätzlich gibt es eine kleine Taste für “Snow” und eine für “EV”, reinen Elektrobetrieb. Die gewählten Modi werden durch eine andersfarbige Illuminierung des Armaturenträgers visualisiert und durch einen Wechsel der Anzeige im Drehzahlmesser. Sport und Sport+ wird der Drehzahlmesser eingeblendet, bei Eco und Normal wird der Drehzahlmesser durch eine Art “Elektro-Betriebsanzeige” ersetzt. Er zeigt an, wann dem Antrieb Power abverlangt wird oder wann etwa Energie zurückgewonnen wird.

Lexus GS 450h Luxury Line 2013 Schwarz: Innen, Einstellmöglichkeiten Fahrersitz

Die Kraft der zwei Herzen

Der reine Elektro-Antrieb hat in meinen Augen ein großes Manko. Es ist nicht, dass man wirklich nur ganz zart das Gaspedal streifen darf wenn man nicht mit einem lauten “Piep” darauf hingewiesen werden will, dass der Motor doch wieder zugeschaltet werden musste. Es ist die Tatsache, dass der EV-Modus nur bis 43km/h verfügbar ist. In der 30er Zone fährt man damit wirklich gut (und wir konnten lautlos durch schöne Altstädte fahren) – aber denkt niemand an die Geschwindigkeiten in den Städten? Zumindest 50km/h sollten drin sein. Oder von mir aus auch nur 30km/h. Aber 43 ist nichts Ganzes und nichts Halbes. Sprich: In der Stadt ist der reine EV-Betrieb unbrauchbar. Hier ist man auf das automatische Umschalten in den anderen Betriebsmodi angewiesen. Egal, so oder so ist der Akku natürlich nicht auf langen Betrieb ausgelegt und geht im reinen EV-Modus schnell zur Neige. Was zur Folge hat, dass der Motor dauerlaufen muss, um die Batterie wieder zu laden.

FahrzeugLexus GS 450h LUXURY LINE
Motor3.456cm³ 6-Zylinder Benzinmotor + E-Motor mit 147kW/min-1 (200PS/min-1)
AntriebHeckantrieb
Leistung/Drehmoment292PS (215kW) / 352Nm
Beschleunigung 0-100 km/h5,9s
Höchstgeschwindigkeit Vmax250 km/h
GetriebeStufenloses Automatikgetriebe E-CVT
Türen/Sitze4/5
Verbrauch kombiniert5,9l/100km
Preis Testfahrzeug70.500,00 €
Sonderausstattungen (Auszug)Bi-LED-Scheinwerfer, 12,3 Zoll Multifunktionsdisplay, Mark Levinson Audiosystem mit 17 Lautsprechern, Lexus Park Assist, Easy Entry Funktion, 3-Zonen Klimaautomatik, Ionen-Luftreinigungssystem Nano-e, elektrischer Kofferraumdeckel, elektrisches Sonnenschutzrollo, AVS, ABS, TRC, HAC, VDMI, LKA, VSC…

Um so richtig über die Autobahn zu fetzen bieten sich diese Modi natürlich sowieso nicht an. Hier kommt der Sport+ Modus mit härterer Fahrwerksabstimmung zum Einsatz. Mit diesem katapultiert sich der GS 450h regelrecht über die Fahrbahn. Noch bevor wir ein politisches Gespräch anfangen können, sind wir an unserem Zielort.

Lexus GS 450h Luxury Line 2013 Schwarz: Innen, Armaturenträger vergleich Illuminierung, Farbgebung Sport-Modus und Normal-Modus Lexus GS 450h Luxury Line 2013 Schwarz: Innen, Display Entertainment 12 Zoll, Breitbild, Anzeige Hybrid

Offlinemodus = Zu Fuß

Wir parken den Lexus und rüsten uns für die Wanderung. Manchmal muss man ein Auto eben stehen lassen. Reisen werden, egal wie lange sie dauern, mit dem Lexus wirklich zu einem Zeitsprung. Man kann gar nicht so schnell abfahren wie man ankommt und danach ist man entspannter als vorher. Deswegen freuen wir uns auf die Natur und selbst ich als völlig Autoverrückter Kerl kann meine Augen vom Auto wegreißen und in den dunklen Wald treten.

Fünf Stunden später.

Völlig erschöpft kommen wir wieder zum Lexus GS 450h, lassen uns in die Sitze fallen und merken erst jetzt die Anstrengung der letzte Kilometer (nochmal: Mit kleinem Kind!). Die Sitzlüftung kühlt uns wieder runter während wir Kurs auf die Autobahn nehmen. Schon kurz nach der Auffahrt schlafen die anderen. Das spricht doch für das Auto oder? Dass ich auch nicht mehr der Frischeste bin könnte allerdings zu einem Problem werden. Der Lexus hat übrigens “nur” einen normalen, passiven Tempomat – der bringt auf Deutschlands Autobahnen ja meist nicht so viel. Aktive Tempomaten wie man sie bei der deutschen Konkurrenz findet sind schon deutlich praktischer. Am Ende der Reise steht ein Verbrauch von knapp 8 Litern auf der Uhr. Für das Gewicht des Fahrzeugs und die dem Verbrauch zugrunde liegende forsche Fahrweise wirklich ein Wert, der sich sehen lassen kann!

Lexus GS 450h Luxury Line 2013 Schwarz: Innen, Fond, Sitzplätze, Fensterscheiben mit Jalousien Lexus GS 450h Luxury Line 2013 Schwarz: Innen, Fond, Bedienung Entertainment und Klima Mittelarmlehne

Und was zeichnet den Lexus GS 450h nun aus?

Er erzeugt schon bei der Abfahrt ein Gefühl, dass man auf jeden Fall sicher ankommen wird. Wenn ihr euch zu den Leuten zählt, die dem Innenraum Vorrang geben (da man ja sowieso immer im eigenen Auto sitzt und es kaum von Außen sieht), ist der Lexus wirklich einen Blick wert. Materialien, Haptik  und Anmutung sind erste Sahne. Und der Verbrauch bleibt auch im Rahmen.

Einen Fahrbericht zum Vorgängermodell findet ihr bei Marioroman Pictures.

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